Samstag, 31. August 2013

Otis Spann

Otis Spann



Otis Spann (* 21. März 1930 in Jackson, Mississippi; † 24. April 1970 in Chicago, Illinois) war ein US-amerikanischer Blues-Pianist und -Sänger.




Otis Spann - Blues Don't Like Nobody

Ebony and Ivory Blues [Doppel-CD]  Otis Spann Audio CD 

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The Sideman

Otis Spanns mitreißender Klavierstil ist aus dem Chicago Blues der 50er Jahre nicht wegzudenken. Er begleitete Bluesgrößen wie Muddy Waters, Howlin' Wolf, Buddy Guy, Little Walter, Bo Diddley und Sonny Boy Williamson ll bei unzähligen Sessions. Außerdem wirkte er 15 Jahre lang in der Muddy Waters'-Band mit. Seine vielversprechende Solo-Karriere endete 1970 nach nur zweijähriger Dauer, als er an Krebs starb.

In seinen Eigenschaften als Bandleader und -mitglied hat Otis Spann einen beispiellosen Beitrag zum Chicago Piano-Blues geliefert. Seine Musik gehörte zu einer Sparte des Blues, die sich seit den
90er Jahren des vorigen Jahrhunderts kon- tinuierlich entwickelt hatte. Denn der Piano-Blues hatte seine Wurzeln in einer anderen Tradition als in der, die Gitarristen und Banjospieler inspirierte.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das Klavier von den exakten Synkopen des Ragtime bestimmt. Die meisten “Ragtimer” - angeführt von Scott Joplin - waren ausgebildete Musiker. Aber viele der nachfolgenden Pianisten, die sich von Joplin inspirieren ließen, hatten keinerlei syste-matische musikalische Ausbildung durchlaufen. Sie kreierten einen Stil, der die strengen Gesetze des Ragtime sprengte und Raum für Inspiration zuließ.

KEIN VORNEHMES MILLIEU

Diese Musiker hatten nie eine Konzerthalle von innen gesehen. Sie spielten vielmehr in Etablisse-ments, die nicht gerade der geistigen Erbauung dienten: Es gibt Hinweise darauf, daß der Piano Blues in den Work-Camps von Louisiana und Texas seinen Ursprung hatte. Ein rauhes Milieu erforderte eine Art der Unterhaltung, die auch nicht gerade zart besaitet war. Der Boogie-Woogie erfüllte diese Bedingungen. Die flotte Musik, bei der der Pianist mit der linken Hand rhythmi-
sche Achtelwerte spielt und mit der rechten im Oktavbereich improvisiert, kam auch bei einem schwer zu bändigenden Publikum gut an. Ein ganzer Wanderzirkus von Pianisten zog durch die Lager der Holz- und Baumwollarbeiter, durch Bordelle, Bars, Barrelhouses und Vaudeville-Theater. Verschiedene Moden und Vorlieben entstanden, und jede Stadt hatte ihre eigenen Lokalgrößen, die für ihren individuellen Stil oder ihre Melodien berühmt waren. Später, in den 30er Jahren, kamen Klavier-und-Gitarre-Duos auf. Bekannte Vertreter dieser Spielweise waren z.B. Tampa Red und Georgia Tom (Thomas Dorsey). Als Dorsey aus dem Bluesgeschäft ausstieg, arbeitete Tampa Red unter anderen mit Black Bob und Blind John Davis zusammen. Im Sommer 1941 tat er sich mit einem neuen Partner zusammen, Big Maceo Merriweather, der in Georgia geboren war, jedoch in
Detroit wohnte. Im Oktober 1945 spielte Maceo “Chicago Breakdown” ein - einen Titel, der seine
außergewöhnliche Power und seinen Erfindungsreichtum demonstrierte. Ein Schlaganfall beendete seine Karriere, aber er gab sein Können an zwei begeisterte Schüler weiter. Der erste war Little Johnny Jones, der 1949 Mitglied von Tampa Reds Band wurde und dann eine andauernde Platten-
Partnerschaft mit Elmore Jones einging. Der zweite Schüler war Otis Spann, der später den typischen Chicago Piano-B1ues-Stil verkörpern sollte.
Otis Spann - Good Morning Mr. Blues

ELTERNZWIST

Otis wurde am 21. März 1930 in Belzoni, Mississippi, als Sohn von Frank Spann und Josephine Erby geboren. Seine Mutter hatte einst mit Memphis Minnie gesungen, war aber später zur frommen Christin avanciert und billigte die Bluesmusik nicht mehr. Sein Vater war weitaus toleranter in dieser Hinsicht, und es amüsierte ihn, welch ungeheure Faszination das Blues-Piano-Spiel von Friday Ford (einer lokalen Bluesgöße) auf Otis ausübte. "Friday Ford war ein toller Mensch und ein großartiger Klavierspieler”, so Otis im Gespräch mit Paul Oliver. Und weiter sagte
er: “Ich halte ihn sogar für ein Genie. Er brachte mir alles übers Klavierspielen bei - bis kurz vor seinem Tod war ich sein Schüler. Er nahm mich immer auf den Schoß und sagte: 'Hier (am Klavier) sitzt du nur, weil du spielen lernen sollst." Aber ich konnte noch nicht spielen, weil ich einfach zu klein war und meine Finger noch nicht lang genug waren, um in die Tasten zu hauen. Und später, als es mit dem Spielen ging. da war er schon tot. Aber ich hab` nichts von dem vergessen, was er
mir gezeigt hatte Ich hatte es im Kopf. Und so fing ich an zu spielen. Hab`s alles ihm zu verdanken." Der Vater kaufte Otis ein Klavier, und innerhalb von 24 Stunden wurde seiner Mutter klar, was er darauf trommelte – den Blues. Frank Spann konnte sie beruhigen - wohl dadurch, indem er sie davon überzeugte, daß das Talent des Filius auch in den Dienst der Kirche gestellt werden könnte. Otis schaffte es im Alter von nur acht Jahren einen Wettbewerb im Alamo Theater in Jackson, Mississippi zu gewinnen, und zwar mit Bessie Smiths “Backwater Blues”.

WEEKEND BLUESMAN

Sobald er besser spielen konnte, verbrachte Otis seine Wochenenden in Belzonis Juke Joints und anderen Kneipen. Außerdem fuhr er regelmäßig nach Jackson, um dort Gastspiel-Künstler im Alamo-Theater zu begleiten. Außerdem spielte er mit seinem Vetter Johnnie Jones in den Clubs der Stadt. Als Otis' Mutter 1947 starb, schickte ihn der Vater zu Verwandten nach Chicago. Dort arbeitete er tagsüber als Maurer und trieb sich abends auf Partys und in Bars herum - eine gute Gelegenheit, den Blues in seiner ganzen Fülle aufzunehmen. Beim Einstieg in die Szene half ihm kein Geringerer als Muddy Waters. Jahrelang gaben sich die beiden gegenseitig als Halbbrüder aus, bis Muddy bei Jim O”Neal beichtete: “Otis Spann, der war mein Stab und meine Stütze. Wir standen uns zwar so nahe wie Brüder, waren aber keine." Otis sammelte in der Chicagoer Tick
Tock Lounge erste Erfahrungen als Bandleader. Die “Band” bestand aus ihm, dem Mundharmonika-spieler Forrest City Joe und dem Schlagzeuger Francis Clay. Muddy Waters hatte seit 1947 in regelmäßigen Abständen für Aristocrat und Chess Platten eingespielt und dabei sowohl mit Sunnyland Slim als auch mit Johnnie Jones zusammengearbeitet. Zuerst war Plattenproduzent Leonard Chess nicht begeistert von der Idee, Muddys Band mit ins Studio zu lassen, aber als
deren Zusammenspiel und Sound immer dynamischer wurden, gab er schließlich nach. Und so kam es, daß zuerst Little Walter und dann Jimmy Rogers und Schlagzeuger Elgin Evans regelmäßig bei Sessions mit dabei waren. Aber trotz dieses erstklassigen Line-ups fehlte Muddys Meinung nach
etwas Entscheidendes in der Besetzung.“ lch war davon überzeugt, daß das Klavier schon immer ein Blues-Instrument war und auch in meiner Musik seinen Platz hatte", sagte er. “Mit einem Klavier kriegt man ganz einfach einen weitaus volleren Background-Sound.“
Er hatte sich zu dem Zeitpunkt seinen Pianisten natürlich schon ausgesucht, und am 24. September 1953 hatte Otis bei einer Session Gelegenheit, ein Solo zu spielen. Das Ergebnis waren die beiden umwerfenden Titel “Blow Wind Blow” und “Mad Love“ (auch als “I Want You to Love Me”
bekannt). Zum Zeitpunkt der Session war Otis bereits zwei Jahre lang Mitglied der Muddy Waters Band gewesen und hatte dabei einen Klavierstil entwickelt, der die Gitarren ergänzte, statt sie zu bekämpfen. Diesen Stil hatte er vom großen Meister Muddy Waters selbst gelernt.


Otis Spann - Must Have Been The Devil

MENTOR MUDDY

“Mich haben viele Leute gefragt, wieso der Otis den Blues so gut spielen kann", berichtete Muddy Waters. “Sie wußten halt nicht, daß er mich besuchen kam. Er parkte vor meinem Haus mit *ner Flasche Whiskey, und ich setzte mich zu ihm und erklärte ihm genau, was er auf dem Klavier machen sollte, während ich den Blues sang." Es traf sich, daß Otis Spann auf Muddy Waters Platten erschien, als dieser seine größten Erfolge erzielte. Auf “Mad Love” folgten “I'm Your Hoochie Coochie Man", “Just Make Love to Me”, “l'm Ready” und “Mannish Boy". Otis war auch bei Bo Diddleys Debut-Single “l'm a Man”, bei Howlin” Wolfs “Rocking Daddy”, bei Jimmy Rogers “Walking By Myself“, Little Walters “Got to Find My Baby” und Chuck Berrys “You Can't Catch
Me” mit von der Partie. Und als Sonny Boy Williamson II im August 1955 bei Checker unter Vertrag ging, wurde Otis bei seinen Sessions genauso unentbehrlich wie bei Muddy Waters'.
Inzwischen hatte er (im Oktober 1954) eine eigene Platte herausgegeben. Die Tonqualität war jedoch nicht berauschend, und niemand scheint genau zu wissen, wer die Session-Musiker waren. Die heutigen Blues-Experten tippen auf folgendes Line-up: Henry Current (Mundharmonika), Jody Williams und B.B. King (Gitarren), Willie Dixon und Fred Below (Baß). Das Ergebnis einer Spann-Session im Juli 1956 wurde erst in den 80er Jahren entdeckt: “I'm Leaving You” und “I`m in Love With You Baby” sind mitreißende, rockende Blues-Nummern. Die Interpreten Walter Horton und Robert Lockwood wirkten dabei ebenfalls mit. Im Oktober 1958 begleitete Otis Muddy Waters auf eine Tournee durch Großbritannien (mit Chris Barbers Jazzband). Für das britische Publikum, das an den eher vom Folk beeinflußten Stil eines Big Bill Broonzy, Brownie McGhee und Sonny Terry gewöhnt war, stellte der harsche Sound von Muddys verstärkter Slide Guitar einen ziemlichen Schock dar. Sie taten sich etwas schwer, ihn als “The World's Greatest Living Blues Singer” (wie das Programm ihn bezeichnete) anzuerkennen. “Am nächsten Morgen standen die Schlagzeilen “Kreischende Gitarre und jaulendes Klavier” in der Zeitung", erinnerte sich Muddy Waters.

NEU IN NEWPORT

Zwei Jahre später, am 3. .Juli 1958, bildeten Muddy und seine Band den Höhepunkt des
“Bluesnachmittags” beim Jazz Festival in Newport. Als Muddys Auftritt beendet war,
demonstrierte Otis mit der Band anhand von vier Melodien verschiedene Blues-Piano-Stile. Seine bewegende Darbietung wurde in das Live-Album Muddy Waters at Newport aufgenommen. Sein hervorragendes Spiel an jenem Bluesnachmittag in Newport führte einen Monat später zu einer Aufnahme-Session, deren Material auf der CD mit dieser Ausgabe zu finden ist. Das Originalalbum, Otis Spann Is the Blues, wurde am 23. August 1960 in New York eingespielt und 1961 veröffentlicht. Otis spielte nicht nur eine Rekordzahl von eigenen Titeln ein (20), sondern begleitete
auch noch den Gitarristen Robert Lockwood auf vier und den Veteranen der Blueskomponisten, St. Louis Jimmy, auf sieben Tracks. Er wußte die Gelegenheit zu nutzen, ,seine Talente als Pianist und Bluessänger ein für alle mal unter Beweis zu stellen. “Mit Otis im Aufnahmestudio zu arbeiten, war ein Kinderspiel", teilte der Plattenproduzent Nat Hentoff dem Journalisten Mark Humphreys mit. “Er wußte einfach genau, was er wollte. In der Zeit, die wir zur Verfügung hatten, hätten wir genauso gut vier Alben einspielen können statt nur zwei, denn nach nur einem Take war die Auf-nahme im Kasten. Wenn's länger dauerte, dann lag es am Toningenieur und nicht an Otis.” Ein zweites Album mit dem Titel Walkiıı' the Blues sollte 1962 herauskommen, aber das Label (Candid) machte pleite, und das Album erschien erst 10 Jahre später. Spann behauptete immer, daß er mit sei-
ner Rolle als Sideman zufrieden war, machte aber in den 60er Jahren auch Solo-Alben. 1963 z.B. spielte er im Rahmen der Europa-Tournee mit dem American Folk Blues Festival in Copenhagen The Blues of Otis Spann für Decca ein. Muddy Waters – auf dem Cover als “Brother” bezeichnet -lieferte den Gitarrenbeitrag. Weitere Album-Sessions folgten; außerdem wirkte Otis weiterhin bei Sessions von Muddy Waters, Buddy Guy, Luther Johnson, Johnny Shines, George Smith, Big Ma-
ma Thornton und Johnny Young mit.

 T.B. Blues

Frisch Motiviert

Ende der 60er Jahre ging Otis eine zweite Ehe ein. Seine Frau, Lucille Wilson, wollte Sängerin werden. Sie wirkte auf Otis' zweitem Album für das Bluesway-Label, The Bottom of the Blues, mit; außerdem im März 1968 bei Cryin' Time (Vanguard). Nach Meinung vieler Fans und Freunde war
es Lucilles Ehrgeiz, der Otis Spann zur Intensivierung seiner Solo-Karriere antrieb. Anfang 1969 nahm Otis an der Session für Blues Jam at Chess teil, einem Tribut-Album Fleetwood Macs an Chess und den Chicago Blues. (lm Juni 1968 hatte er bereits für Blue Horizon eine Single eingespielt, bestehend aus “Can't Do Me No Good” und “Bloody Murder", begleitet von Walter Horton, Johnny Shines, Willie Dixon und Clifton James.) Zwischen Otis Spann und Fleetwood Mac klappte die Zusammenarbeit so gut, daß eine weitere Session in New York arrangiert wurde, deren Ergebnis The Biggest Thing Since Colossus war.
Vier Monate später, am 21. April 1969, sollte Otis mit seinem Mentor und "Bruder" Muddy Waters zum letzten Mal eine Studio-Session abhalten, der drei Tage später ein mLive-Mitschnitt folgte: Fathers and Sons. Mit diesem Album huldigten Paul Butterfield und Mike Bloomfield Waters dem
“King des Chicago Blues". Otis war zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr Mitglied der Waters-Band, kehrte aber anläßlich dieser Gelegenheit bereitwillig zurück, um sein
unvergleichliches Talent wieder zur Verfü-gung zu stellen.

DIE LETZTEN JAHRE

Muddy Waters hatte Otis Weggang von der Band mit Gelassenheit getragen. “Wenn jemand Talent hat, dann soll er es auch zur Schau stellen. Da muß man ihn gehen lassen, selbst wenn man ihn aus-gebildet hat. Und wir trugen einander nichts nach, waren ja wie Brüder Wir haben immer gelacht und gescherzt, und oben auf der Bühne, da hatten wir unsere Insider-Witze, mit denen wir uns ver-ständigten” Aber Otis blieb nur wenig Zeit, seinen neuen Status als Solo-Künstler zu genießen.
Im August 1969 spielte er noch einmal ein Album ein, The Everlasting Blues. Danach jedoch ging es mit seiner Gesundheit rapide bergab. Am 30. Dezember '69 und am 8. Januar 1970 schaffte er es gerade noch, als Session-Musiker für Junior Wells' Album Southside Blues Jam zugegen zu sein.
Im Frühling wurde er mit Leberkrebs ins Krankenhaus eingeliefert. Er starb am 24. April 1970. Seine Kollegen widmeten ihm,“dem größten Bluespianisten seiner Generation", das Album Southside Blues Jam. Schon Jahre zuvor hatte Muddy Waters über Otis gesagt: “Er kennt meine Musik besser als jeder andere. Wir täten gut daran, noch mal so ein Talent wie seins heran-zuzüchten.“ Doch das schaffte die Blueswelt nie.
My daily wish

Freitag, 30. August 2013

Roosevelt Sykes

ROOSEVELT SYKES 


Roosevelt Sykes (* 31. Januar 1906 in Elmar, Arkansas; † 17. Juli 1983 in New Orleans, Louisiana) war ein einflussreicher US-amerikanischer Blues-Pianist, auch bekannt als „the Honeydripper“.
Mit 15 Jahren begann Sykes, Piano zu spielen. Anfang der 1920er zog die Familie nach St. Louis, wo Sykes bald als hervorragender Bluesmusiker bekannt wurde. Wie viele ander Musiker zog er herum und spielte vor einem ausschließlich männlichen Publikum in Sägewerken und Bauarbeitercamps entlang des Mississippi Rivers. Hier erarbeitete er sich ein Repertoire von rohen, sexuell anzüglichen Liedern. 1929 wurde er von einem Talentescout entdeckt und er machte seine erste Plattenaufnahme für Okeh Records. Es handelte sich um den " 44 Blues", einer Nummer, die zu einem Bluesstandard und zu seinem Markenzeichen wurde. Er machte viele Aufnahmen für verschiedene Labels, auch unter Pseudonymen wie „Easy Papa Johnson“, „Dobby Bragg“ und „Willie Kelly“.

In den 1940ern ging Sykes nach Chicago; dort nahm er auch einige Singles für United auf. Er war einer der wenigen Musiker, die auch während des Krieges, in Zeiten der Rationierung, Aufnahmen machen durften. Sykes war einer der ersten amerikanischen Bluesmusiker, die in Europa auftraten. Nachdem der elektrifizierte Blues in Chicago das Musikgeschehen beherrschte, ging Sykes nach New Orleans. Dort begann er in den 1960er-Jahren wieder Platten aufzunehmen so für Delmark, Bluesville, Storyville und Folkways.

Seine letzten Jahre verbrachte Roosevelt Sykes in New Orleans, wo er 1983 starb. 1999 wurde er in die Blues Hall of Fame aufgenommen.



night time is the rightr time


Mehr als ein halbes Jahrhundert lang War Roosevelt Sykes eines der hervorstechendsten Bluestalente - und das nicht nur, weil er einer der lautesten Bluesmen war. Die Musik der Schwarzen machte zu seinen Zeiten viele Veränderungen durch, doch Sykes war anpassungsfähig.
Neben seiner einschmeichelnden Cocktail Bar-Melodien produzierte er wunderevollen lauten, stampfenden Blues.
Roosevelt Sykes war ein korpulenter Mann, dessen gutmütige, wenn auch manchmal bedrohlich wirkende Art an den Schauspieler Edward G. Robinson erinnert. Er war immer korrekt gekleidet, rauchte dicke Zigarren oder eine Pfeife und aß (und kochte) gerne. Im großen und ganzen machte er den Eindruck, als sei er mit sich, der Welt und dem, was er im Leben erreicht hatte, zufrieden.
Und seine Erfolge waren beachtlich. Kein anderer Bluespianist kann so stolze Leistungen vor-weisen wie Sykes, der praktisch jeden bedeutenden Bluesman seines Metiers beeinflußt hat. Memphis Slim imitierte ihn anfangs schamlos - bis Big Bill Broonzy ihn zu einem eigenen Stil überreden konnte. Auch bei Sunnyland Slim mit seinem ungeschliffenen, kraftvollen Klavierstil ist Sykes Einfluß deutlich zu hören. Doch auch Sykes' Songs sind nicht vergessen, z.B. die Evergreens “Night Time ls the Right Time” oder “Mistake in Life". Letzterer beginnt mit der Strophe “l met a handsome stranger, tried to persuade her to be my wife“, die John Lee Hooker falsch verstand
und als “I met half a stranger interpretierte. Unvergeßlich auch Sykes' anzüglicher Song “Ice Cream Freezer": “My baby owns a ice cream freezer she lets meput my milk in her can
Her freezer ain`t to be turned by no other man Some people crave vanilla or strawberry but black walnut is all I love When I put my spoon in her freezer it fits like a rubber glove ...”

ERSTE AUFTRITTE

Sykes hatte es des öfteren mit der Anzüglichkeit. “Dirty Mother for You” beschreibt “a cute little secretary, they call her Terry all she needs is a big DlC...tionary” (“Dick” ist Umgangssprache für Penis). Sykes muß diese Songs hundert, vielleicht tausend Mal gesungen haben, doch er klang nie gelangweilt, sondern trug sie immer mit demselben Enthusiasmus vor. Es war ein wahrer' Genuß,
ihn um sich zu haben und ihm zuzuhören Er kam am 31. Januar 1906 in der Nähe von West Helena, Arkansas, zur Welt. Als er noch ein Baby war, zogen seine Eltern nach St. Louis. Innerhalb weniger Jahre starben jedoch Vater und Mutter, und der 7jährige Roosevelt wurde in einen Bus gesetzt und
zurück nach Arkansas zu seinen Großeltern verfrachtet. Sein Großvater predigte in der Kirche im
Ort und hatte zu Hause eine Heimorgel, auf der Roosevelt als kleiner Junge spielen lernte. Später kauften Nachbarn der Großeltern ein Klavier, und er konnte dort seine Künste verfeinern.
Als er ca. 15 Jahre alt war (laut einem Artikel, den sein Kollege John Bentley für Living Blues verfaßt hatte), spielte er in ein paar Kneipen für oft nicht mehr als 50 Cent Klavier. “Er spielte von Samstag abend bis in die frühen Morgenstunden am Sonntag, wobei ihm ältere Rivalen grimmig über die Schulter sahen und auf eine Gelegenheit warteten, den Grünschnabel loszuwerdenf'
Sykes' Leben änderte sich kurz darauf, als er den älteren Pianisten Lee Green hörte, der im ortsansässigen Theater die Hintergrundmusik zu Stummfilmen lieferte. (Wir befinden uns in den 20er Jahren!) Sykes war so von dessen Können fasziniert, daß er sich mit ihm anfreundete. Und als Green einen Tapetenwechsel brauchte und sich auf den Weg nach Louisiana aufmachte, schloß
Sykes sich ihm an.


double dirty mother


“HoBos” UND IHRE KULTUR

In den nächsten Jahren waren die Männer viel auf Reisen, wie Bentley berichtete: “Sie trampten regelmäßig per Eisenbahn, hin und her zwischen New Orleans und St. Louis Sie kannten die Fahrpläne in- und auswendig, kannten die Kontrolleure und wußten, wo sich die besten “Hobo-Jungles” befanden.“ (Hobo-Jungles waren abgelegene Camps, wo die “Hobos” bzw. Eisenbahn-
Tramper, ob weiblich oder männlich, ein Feuer machen und sich etwas zu essen kochen sowie sich zum Schlafen niederlegen konnten.)
Gegen Ende der 20er Jahre ließ sich Sykes in St. Louis nieder, das damals aus weit verstreut liegenden Stadtvierteln bestand und nicht gerade den besten Ruf hatte. Die Verwaltungsbeamten waren durchweg korrupt, und so entstanden zwielichtige Bezirke mit ebensolchen Kneipen, in denen allerdings die Jazz- und Bluesmusiker der damaligen Zeit oft Arbeit fanden. So auch Sykes, der sich mit Klavierspielen, Kellnern oder Tellerwaschen seinen Lebensunterhalt verdiente.
Einer der Treffpunkte der schwarzen Musiker von St. Louis war der DeLuxe Musikladen, der sich direkt hinter dem Booker T. Washington Theater befand. Der Besitzer, Jesse Johnson, war sowohl im Bereich der Politik als auch der Musik eine einflußreiche Persönlichkeit der Stadt und hatte z.B. bei ,einigen Plattenfirmen Kontakte. Sykes trieb sich tagsüber dort herum, hörte Platten und übte gelegentlich auf dem Klavier, das im Laden stand.


Johnson war es auch, der eines Tages meinte, Sykes sei gut genug, um selbst Plattenaufnahmen zu machen. Sykes war anfangs nicht sehr begeistert von dieser ldee, beschloß jedoch, daß es einen Versuch wert wäre. 1929 setzte er sich in einen Zug nach New York und spielte ein halbes Dutzend Titel für Okeh Records ein. Bereits seine erste Single, ““44` Blues”/“Boot That Thing" ("OKeh 8702", wie sich Sykes viele Jahre später noch stolz erinnerte), war ein Erfolg, und Sykes machte kurz darauf weitere Aufnahmen - nicht nur für Okeh, sondern auch für die Konkurrenz. Um keine
vertraglichen Schwierigkeiten zu bekommen, legte sich Sykes eine Reihe von Pseudonymen zu: Er war “Willie Kelly” beim Victor-Label, “Dobby Bragg” bei Paramount und lief beim Melotone-Label von Brunswick unter dem Namen “Easy Papa Johnson“. Bis zum Sommer 1923, drei Jahre nach seiner Debut-Single, hatte er insgesamt 50 Titel aufgenommen, von denen bis auf zwei alle
erschienen waren. 1934 machte ein Newcomer den Labels in den USA Konkurrenz - die amerikanische Zweigstelle des britischen Konzerns Decca Record Company.
Die damaligen Manager waren die Kapp-Brüder Jack und Dave, die zuvor bei Brunswick Records für die Bereiche Blues und Country Musik zuständig gewesen waren. Mitgebracht zu Decca hatten sie ein kleines Büchlein, das wertvolle Kontakte und Adressen enthielt. Ein wichtiger Name in ihrem Adressbuch war Jesse Johnson, der auch prompt im August 1934 Sykes für eine Aufnahme-Session bei Decca buchte. Seine Single “D.B.A. Blues"/”Ethel Mae Blues” gehörte zum ersten Dutzend Aufnahmen des neuen Decca-Labels.

HONIGSÜSS

Dann wurde es urplötzlich still um Roosevelt Sykes. Genau 18 Monate lang, bis Februar 1936, setzte er keinen Fuß mehr in ein Tonstudio. Doch dann nahm seine Karriere eine dramatische Wende. Die Session im Februar brachte ihm nicht nur einen fünfjährigen Vertrag mit Decca ein, sondern er erhielt auch sein eigenes Markenzeichen: Von nun an wurden seine Platten unter dem Pseudonym “The Honey Dripper", mit seinem richtigen Namen in Klammern, veröffentlicht.
War das eine etwas bissige Antwort auf zeitgenössische Kollegen, die mit ihren Spitznamen - wie Bumble Bee Slim oder Lovin' Sam Theard (die beide gelegentlich Platten für Decca einspielten) - Erfolg gehabt hatten? Laut Sykes war die Antwort darauf Nein, da er dieses Pseudonym schon seit Jahren verwendete. Die aus St. Louis stammende Sängerin (und Jesse Johnsons Frau) Edith North Johnson nahm 1929 zwei Versionen eines Songs namens “Honey Dripper Blues” auf. Man vermutet, daß er Sykes gewidmet war, der Edith North Johnson manchmal auf dem Klavier begleitete. Doch laut Sykes stammt der Spitzname aus seinen Kindertagen. Während der Pausen in der Schule spielte er Orgel, und die anderen Schüler standen neugierig um ihn herum, was einen von ihnen zu der Bemerkung verleitete, daß “er so süß wie Honig sein muß, da sie wie die Bienen um ihn herumschwirren”. Vielleicht stimmt diese Geschichte, Vielleicht nicht. Man höre sich besser auch noch Sykes” typisch anzügliche Lyrics seines eigenen Songs mit dem Titel “The Honey Dripper” an: “Look-a-here pretty mama says l ain”t got no home Will you let me drip my honey
baby, in your honeycomb l'm your boss and you know that you my queen bee Don”t you let nobody
fool with your honeycomb but me.”

EINE NEUE HEIMAT

In den 30er Jahren zog Sykes zwischen St. Louis und Chicago hin und her und machte gelegentlich auch anderswo Station. In seiner Begleitung sah man häufig St. Louis Jimmy. Doch Anfang der 40er Jahre ließ er sich in Chicago nieder. Zwischen 1936 und 1941 nahm er ca. 60 Titel für Decca auf und war fester Bestandteil in ihrem “Rassen-Katalog". 1941 kehrte er zu OKeh Records zurück,
das sich seit den Tagen, als Sykes seine ersten Platten für das Label einspielte, sehr verändert hatte. Sykes produzierte erfolgreiche und populäre Singles wie “Let the Black Have His Way” (trotz seines Titels kein rassistischer Song) und “Training Camp Blues” für OKeh und spielte auf Sessions
von Washboard Sam, von Lonnie Johnson, St. Louis Jimmy Oden und anderen Blueskünstlern Klavier.
Viele von Sykes” Kollegen mußten nach dem Zweiten Weltkrieg die bittere Erfahrung machen, daß sie und ihre Musik nicht mehr gefragt waren. Nicht so Sykes, der seine Karriere wieder aufnehmen konnte und noch in den letzten Kriegsmonaten mit seiner Cover-Version von Cecil Grants Balladen-Hit “I Wonder” einen Hit in den Jukeboxen landete. Laut Bob Koester von Delmark Records, der in den 60er Jahren eine Reihe von Sykes` Platten produzierte, gab es damals angeblich Pläne, Sykes als Nachfolger des gerade verstorbenen Fats Waller zu vermarkten, und Sykes nahm auch Wallers “Honeysuckle Rose” auf. Die Idee war gar nicht so abwegig, wie sie erscheinen mag, da beide Bluesmen die gleiche Lebensfreude auszeichnete, doch Sykes war inzwischen ein Künstler in eigener Sache und viel zu erfolgreich, um den lmitator zu spielen. Ende der 40er Jahre war Sykes ein regelmäßiger Gast in den Studios von Bluebird und Victor und spielte mit einigen der besten Studiomusiker von Chicago seine Platten ein, z.B. mit dem Gitarrist Willie Lacey, den Saxo-phonisten Oett “SaX” Mallard und Bill Casimir oder dem Schlagzeuger “Jump” Jackson. Diese und andere Studiomusiker traten auch mit ihm und seiner Band, den Honeydrippers, in Clubs auf.
Sykes” übermütige, laute und für damals moderne Musik strotzte von einer Vitalität, die erstaunt bei einem Künstler, der zu jener Zeit bereits fast 20 Jahre im Plattengeschäft hinter sich hatte.
Doch in den 50er Jahren erhielt selbst Sykes' Optimismus einen kleinen Dämpfer, da sich die Fans ziemlich vom Blues abgewandt hatten (und höchstens den Downhome Blues eines Muddy Waters akzeptierten) und sich seine Platten nur schlecht verkauften. 1954 lebte Sykes in New Orleans und machte weder in Studios Musik noch trat er in Clubs auf. Doch schon bald darauf kehrte er nach Chicago zurück, wo er sich als Hauspianist im Opera House Club am Gaslight Square und später im Golden Eagle Saloon verdingte.

EIN NEUES PUBLIKUM

Anfang 1960 begannen sich die Leute wieder für den Blues zu interessieren, und Roosevelt Sykes war einer der Blues-Interpreten, die mit als erste davon profitierten. Ein Tip von seinem einstigen Jünger Memphis Slim führte zu zwei Alben, die er 1960 für das neue Bluesville-Label aufnahm. 1961 machte er in eigener Sache eine Konzert-Tournee durch Europa und spielte in London ein
paar weitere Alben ein. Mit keiner dieser LPs erzielte er nennenswerte Erfolge, doch er blieb im Blues-Geschäft, und man vergaß seinen Namen nicht. Als die Veranstalter des American Folk Blues Festivals Bluesinterpreten suchten, die im Rahmen ihres ersten Festivals den Blues nach Europa bringen sollten, gehörte Sykes zu den Favoriten. Er reiste 1965 mit dem AFBF nach Europa.
Zu jener Zeit lebte er in Houma, Louisiana, an der Golfküste, ca. 80 Kilometer südwestlich von New Orleans. lm Sommer spielte er in Badeorten entlang der Küste, wie Gulfport oder Biloxi, Mississippi (wo er mit dem Filmstar Jayne Mansfield auftrat), oder auf einem Vergnügungsdampfer namens Floating Palace in Houma. In New Orleans selbst spielte er regelmäßig im Court of Two Sisters Club. Louisiana, so sagte Sykes einmal, “war ein recht guter Ort für Musik". Doch neben seiner Arbeit fand er Zeit genug, um zum Angeln zu gehen, ein Hobby, dem er in den vielen Jahren, die er im Norden des Landes lebte, nur selten nachgehen konnte. Er schien relativ wohlhabend zu sein - was er auch hätte sein müssen, hätte er auch nur einen Prozentsatz der Tantiemen für seine Kompositionen “Driving Wheel” erhalten, mit der Junior Parker recht viel Erfolg hatte, oder für “Night Time Is the Right Time", das er zusammen mit Jimmy Oden verfaßt hatte (obwohl es hier Zweifel gibt, ob es tatsächlich aus Sykes' Feder stammte).

BLUES FÜR JEDERMANN

Roosevelt Sykes starb am 11. Juli 1983 in New Orleans. ln seinem Nachruf in Living Blues schrieb Bob Koester voller Bewunderung: “Ich glaube, kein anderer Bluesman war so philosophisch Seine Philosophie zieht sich wie ein roter Faden durch seine besten Songs." Als der Blues 1960 sein Revival erlebte, hatte Sykes dazu bemerkt: “Die Leute fangen gerade an zu begreifen, was Blues wirklich ist. Die Schwarzen haben das natürlich schon immer gewußt, obwohl einige versuchten, was Besseres zu sein, und sich von ihm abwandten. Die Weißen hielten den Blues sowieso für unter ihrer Würde – sie haben ihn einfach nicht verstanden. Doch dann stellte sich heraus, daß der Blues in Wirklichkeit wie ein Mensch ist, der betroffen und betrübt ist, und daß jeder den Blues haben kann, egal ob Weißer, Schwarzer, Chinese, Japaner - alle können sie ihn haben. Die Welt ist nicht nur für eine Art von Menschen gemacht. Dir läuft deine Frau oder deine Freundin davon, oder ein Rivale nimmt sie dir weg - das bekümmert dich. Du steckst viel Geld in etwas hinein, und dann hintergeht dich jemand, und du bist pleite - das macht dich fertig. Du hast viel Zeit und Energie investiert und bist nun kraft- und willenlos. Und dann hast du den Blues. So, wie ihn jeder haben kann.“


"People are just beginning to understand what is really blues. The blacks have of course always known, although some tried to be something better, and turned away from him. The whites were the blues anyway beneath them - they just do not understand him. But then it turned out that in reality the blues is like a person who is affected and afflicted, and that everyone can have the blues, whether White, Black, Chinese, Japanese - all they can have him. The world is not only made ​​for one type of people. You running out of your wife or your girlfriend, or a rival it takes you away - that troubles you. You put a lot of money into something, and then you go behind someone and you're broke - that makes you ready. You spent a lot of time and energy and are now-and will-power. And then you got the blues. So how can it have any. "

Roosevelt Sykes Runnin' The Boogie

"HONEYDRIPPER" ROOSEVELT SYKES
Roosevelt Sykes wurde am 31. Januar 1906 in Elmar, Arkansas geboren, wo sein Vater als Musiker arbeitete. 3 Jahre später zog der Vater mit seiner Familie nach St. Louis, Missouri. Ungefähr im Alter von 10 Jahren spielte der Junge bereits Orgel. Oft besuchte er den Großvater auf seiner Farm in der Nähe von West Helena und spielte dort Orgel in der lokalen Kirche. Um 1918 erlernte er den Blues am Klavier. Bereits 3 Jahre später war er wie viele Bluesmusiker seiner Zeit als Wandermusiker in den Barrelhouses und Bordellen von Louisiana und Terpentinöl- und Deichbau-Lagern entlang des Mississippi unterwegs. In St. Louis trat er meist solo auf, doch gelegentlich schloss er sich anderen Musikern wie dem Gitarristen Big Joe Williams an. Großen Einfluss auf seinen frühen Bluespiano-Stil schrieb er später den damaligen lokalen Musikern von St. Louis wie "Red Eye" Jesse Bell, Joe Crump, Baby Sneed, und seinem wichtigsten Mentor "Pork Chop" Lee Green zu, der Sykes den "Forty-Four Blues"-Stil am Klavier lehrte - Musiker, die nie eine Schallplatte aufnahmen und heute vergessen sind. Sykes blieb in St. Louis obwohl er in den späten 1920er-Jahren häufig nach Memphis und Chicago reiste.
 
 
 
 the Honeydripper
 
 

Donnerstag, 29. August 2013

Jimmy Reed Todestag 29.08.1976, David Honeyboy Edwards Todestag 29.08.2011

In stillem Gedenken

 

Jimmy Reed Todestag 29.08.1976




David Honeyboy Edwards Todestag 29.08.2011


Taj Mahal

Taj Mahal

 http://www.tajblues.com/

 

Fishing Blues 


Taj Mahal (eigentlich Henry St. Clair Fredericks; * 17. Mai 1942 in New York City) ist ein US-amerikanischer Blues-Musiker.
Sein Vater war ein Jazz-Pianist, Komponist und Arrangeur jamaikanischer Abstammung, seine Mutter eine Schullehrerin aus South Carolina, die auch Gospel sang.
Zu Beginn der 1960er-Jahre studierte er Ackerbau und Viehwirtschaft an der Universität von Massachusetts. Dort gründete er Taj Mahal & The Elektras. Sein Künstlername Taj Mahal ist durch einen Traum inspiriert.
Taj machte 1963 seinen Abschluss an der Universität von Massachusetts-Amherst und zog nach Los Angeles. Er gründete dort 1966 mit Ry Cooder die Gruppe Rising Sons. Nachdem Columbia Records die Band unter Vertrag genommen hatten, wurde eine Single veröffentlicht und auch ein Album aufgenommen, das aber erst 1992 von Columbia vermarktet wurde. Aus Enttäuschung über die gemischten Reaktionen auf seine Musik verließ Taj die Band und begann alleine aufzutreten. Sein Album Taj Mahal von 1968 erschien wieder bei Columbia und verkaufte sich gut. Der Erfolg ließ ihn im selben Jahr noch eine weitere Langspielplatte Natch’l Blues produzieren. Seit dem Doppelalbum Giant Step von 1969 besteht schließlich kein Zweifel mehr an der Bedeutung, die Taj Mahal für den amerikanischen Blues hat. Das gleichnamige Lied hat bei seinem Konzertpublikum bis heute Kultstatus.
1979 trat er im Madison Square Garden von New York City auf dem Konzert zum zehnjährigen Jubiläum des Woodstock-Festivals auf.
Taj Mahal wurde zweimal mit dem Grammy in der Kategorie „Bestes zeitgenössisches Blues-Album“ ausgezeichnet, zum ersten Mal 1997 für Señor Blues und 2000 für Shoutin’ in Key. Er hat mehrmals Musik zu Filmen beigesteuert, darunter Sounder und Blues Brothers 2000. In letzterem wirkte er auch in Person mit. Weitere kurze Filmauftritte hatte er in Bill and Ted’s Bogus Journey, in The Song Catcher, in Feel Like Going Home (Martin Scorsese) und in Six Days Seven Nights (1998). 2009 wurde er in die Blues Hall of Fame aufgenommen.
Seit einem Besuch in Westafrika 1979 ist Taj Mahal davon überzeugt, von der Griot-Sippe der Kouyaté abzustammen, und ließ sich im Senegal spontan auf den Namen Dadi Kouyate taufen. Mit einem Angehörigen dieses Clans, dem Ngonispieler Bassekou Kouyaté, arbeitete er später auf der Platte Kulanjan (auch mit Toumani Diabaté) zusammen.
Zu seinem vierzigjährigen Bühnenjubiläum erschien im Herbst 2008 das Album Maestro, an dem unter anderem Ben Harper, Ziggy Marley, Jack Johnson, Angelique Kidjo und Los Lobos als Gastmusiker beteiligt sind.

Bands, mit denen Taj Mahal spielte

  • The Taj Mahal Trio

The Taj Mahal Trio

Taj Mahal - Vocals, Guitar, Keys, and Banjo
Kester Smith - Drums
Bill Rich - Bass

  • The International Rhythm Band

The International Rhythm Band

Taj Mahal - Vocals, Guitar, Keys
Kester Smith - Drums
Bill Rich - Bass
Rudy Costa
Briant "Tee" Parker
Robert Greenidge




  • The Hula Blues Band
  •  

    The Hula Blues Band

    Taj Mahal - Vocals, Acoustic/Electric Guitar
    Pancho Graham - Acoustic bass, Background Vocals
    Kester Smith - Drums
    Pat Crocket - Liliu Ukulele, Background Vocals
    Michael Barretto - Baritone Ukulele, Background Vocals
    Wayne Jacintho - Tenor Ukulele, Background Vocals
    Fred Lunt - Hawaiian Steel Guitar
    Rudy Costa - Tenor saxophone, Curved soprano Saxophone, Alto Saxophone, kalimba, Piccolo flute, Clarinet, Background vocals

  • The Phantom Blues Band  
  • The Phantom Blues Band

    Taj Mahal - Vocals, Harmonica
    Mike Finnigan - Keys
    Johnny Lee Schell - Guitar
    Joe Sublett - Saxophone
    Darrell Leonard - Trumpet
    Tony Braunagel - Drums
    Larry Fulcher - Bass


    www.phantombluesband.com
     




statsboro blues





Es ist immer wieder überraschend, welche Künstler bislang noch nicht durch einen eigenständigen Review auf RockTimes gewürdigt worden sind. Einer von ihnen ist der afro-amerikanische (u.a.) Bluesmusiker Taj Mahal. Aber immerhin ergibt eine Eingabe des Namens in die Suchen-Funktion derzeit wenigstens 36 Treffer; ein Zeichen dafür, dass der Künstler zumindest im Zusammenhang mit anderen Beiträgen Erwähnung gefunden hat, zeigt dies doch auch, welche Bedeutung er für die Musikbranche hat.
Vor diesem Hintergrund überrascht das Defizit umso mehr, als der Protagonist seit der Gründung von RockTimes im Jahr 2004 - neben der Wiederveröffentlichung alter Scheiben bzw. der Produktion von "Best-of"-Alben - noch mehrere CDs auf den Markt gebracht hat (namentlich "Mkutano Meets The Culture Musical Club Of Zanzibar" [2005], "World Blues" [2007], "Maestro" [2008]), die es durchaus Wert gewesen wären, auf RockTimes gewürdigt zu werden.
Das Fehlen eines eigenständigen Beitrags über Taj Mahal gibt Veranlassung, ein wenig weiter auszuholen. Unter dem bürgerlichen Namen Henry Saint Claire Fredericks vor beinahe siebzig Jahren als Sohn eines aus Jamaika stammenden Jazzmusikers in New York geboren, brachte er sich mehr als zehn Instrumente autodidaktisch bei, darunter - neben Gitarre, Banjo, Bass und Keyboards - so unterschiedliche Instrumente wie Mundharmonika, Cello und Trompete. Er gilt als Bluesmusiker, obwohl er vor Stilgrenzen niemals halt macht und immer wieder insbesondere zahlreiche ethnische Klangbilder einfließen lässt.
Die vorliegende Compilation kommt im klassischen, quadratischen Pappschuber daher und beinhaltet zunächst die beiden ersten CDs von Taj Mahal aus dem Jahr 1968. Warum dann mit "Mo' Roots" aus dem Jahr 1974 fünf zwischenzeitlich veröffentlichte Alben übersprungen werden, erschließt sich nicht. Die drei CDs erscheinen - entsprechend dem Titel der Compilation - in den Original-LP-Hüllen ohne jegliche weitere Informationen außer denjenigen, die seinerzeit auf der Rückseite jeweils abgedruckt waren. Die CD-bedingte deutliche Verkleinerung der Hüllen macht insbesondere bei "The Natch'l Blues" die Lektüre der Liner Notes überwiegend äußerst schwer; ein bisschen mehr Information wäre sicherlich wünschenswert gewesen; die diesbezüglich ausdrücklich auf dem Schuber genannten Internet-Links helfen auch nicht wirklich weiter.
SameSame"Original Album Classics" bedeutet insbesondere beim Erstlingswerk "Taj Mahal", dass dieses ebenfalls im Original-Cover veröffentlicht ist und nicht in der Version, die Taj Mahal für eine Wiederveröffentlichung des Albums im Jahr 2000 ausgewählt hatte, weil er - wenn ich die seinerzeitigen Liner Notes beim Reissue richtig verstanden habe - das Bild einer verfallenden Südstaaten-Villa ohne die aufgedruckten bunten Vögel und Schmetterlinge für authentischer hielt.
Entscheidend sollte vorliegend aber sein, was musikalisch geboten wird. Auf seinem gleichnamigen Erstlingswerk präsentiert Taj Mahal weit überwiegend Cover-Versionen; Klassiker des Blues wie beispielsweise "Statesboro Blues", "Dust My Broom", "Everybody's Got To Change Sometime" in ebenso klassischer Darbietung. Vielfach dominiert die vom Protagonisten geblasene Harp; es klingt ein wenig nach John Mayall zu jener Zeit. Insbesondere aber bei den Eigenkompositionen, namentlich bei "E.Z. Rider" tritt die Intensität, mit der Taj Mahal gesanglich die Songs vorträgt, deutlich zutage. Demgegenüber ruhige, teilweise fast als monoton zu bezeichnende Bass-Läufe und unspektakuläre Drum-Arbeit bilden hierfür ein solides Rückgrat.
Apropos "E.Z.Rider": Wer geglaubt hat, dass die Verkürzung der Sprache durch Verwendung lautmalerisch treffender Buchstaben und Zahlen (z.B. '4 U' für 'for you') erst im Zeitalter von Internet und SMS entstanden ist, wird durch diesen Titel eines Besseren belehrt. "E.Z." sind nicht die Initialen eines "Mr. Rider"; vielmehr besingt Taj Mahal hier den "Easy Rider", einen im Südstaaten-Slang im doppelten Sinne unmoralischen Mann (und das ein Jahr vor der Aufführung des gleichnamigen Films).
Herausragend auf dieser Scheibe im doppelten Sinne ist allerdings der Schlusssong "The Celebrated Walkin' Blues", eine auf einem Traditional basierende Komposition Taj Mahals. Mit einer Spielzeit von knapp neun Minuten deckt der Track fast ein Viertel der gesamten Spielzeit der LP/CD ab. Ein wunderschöner Slowblues! Nach Angaben auf der Hülle wird Taj Mahal, der hier Slidegitarre und Harp spielt, ausschließlich von Ry Cooder auf der Mandoline begleitet, doch Schlagwerk im Hintergrund ist deutlich zu vernehmen. Das Mandolinenspiel erinnert ein wenig an "Going To My Hometown" von Rory Gallagher auf "Live In Europe", aber das ist halt Instrument-bedingt




.
The Natch'l BluesDas aufgrund des Erfolges des Debüt-Albums noch im selben Jahr nachgeschobene "The Natch'l Blues" bringt musikalisch erwartungsgemäß wenig Änderungen, zumal die begleitenden Musiker überwiegend schon beim Erstling mit dabei waren. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass Taj Mahal dieses Mal für die meisten Kompositionen zumindest (mit-)verantwortlich zeichnet.
Okay, die beiden letzten Aufnahmen (des Original-Albums) tendieren aufgrund des Einsatzes von Bläser-Arrangements ein wenig in Richtung von Funk und Soul, das aber durchaus angenehm. Insbesondere der vorletzte Track "You Don't Miss Your Water" ist eine wunderschöne Ballade.
Gegenüber dem klassischen Original-Album ist die vorliegende Ausgabe - wie schon bereits frühere CD-(Wieder-)Veröffentlichungen - um drei Songs erweitert, einer alternativen Version von "The Cuckoo" (im Wesentlichen um rund eine Minute kürzer, vielleicht noch etwas funkiger), sowie - ohne nähere Erklärung über den Grund für ihre Berücksichtigung - "New Strangers Blues" und "Things Are Gonna Work Out Fine". Hier 'rächt' sich wiederum die ausschließliche Verwendung des Original-Covers, das die vorgenannten Titel folgerichtig nicht einmal ausweist.
Mo' RootsDie dritte Scheibe "Mo' Roots" springt im Vergleich zu den beiden anderen CDs - wie eingangs bereits angesprochen - nicht nur chronologisch, sondern vielmehr musikalisch 'aus der Reihe'. Kein klassischer Blues ist angesagt, sondern die unterschiedlichsten Musikstile, die Taj Mahal auf die ihm eigene Art interpretiert, und mit denen er auf die Wurzeln des Blues hinweisen will. Dies hat er in den Folgejahren immer wieder praktiziert.
Überwiegend wird Reggae geboten, so bei "Johnny Too Bad" und "Slave Diver" und "Desperate Lover". Daneben kommen Calypso bei "Blackjack Davey" und "Clara", Funk&Soul bei "Big Mama" (sehr bläserlastig), Cajun beim gleichnamigen, teilweise auf französisch gesungenen Walzer, Latin bei "Why Did You Have To Desert Me?" zum Vortrag, dargeboten jeweils mit der hierfür klassischen Instrumentierung. Das Ganze halt ein bunter Stil-Mix; wirklich nicht schlecht, aber m.E. in diesem Kontext etwas unglücklich ausgewählt. Angaben über musikalische Mitstreiter bzw. Urheber der wiederum nur acht Songs enthält die Scheibe leider nicht.
Klanglich lässt sich an allen drei Scheiben nichts aussetzen. Die Songs sind gut produziert, und die Aufnahmen klingen - bedenkt man, wann sie entstanden sind - erstaunlich 'frisch'. Wer bislang noch nichts von Taj Mahal sein Eigen nennt oder wer sich ein wenig mit seinem Frühwerk beschäftigen möchte, für den ist die vorliegende Compilation ein guter und insbesondere sehr günstiger Einstieg. Deutlich mehr - insgesamt 54 Songs, die zudem einen größeren zeitlichen Rahmen (bis 1998) abdecken - bekommt man hingegen mit der ebenfalls 3-CD-Box "In Progress & In Motion", die aber deutlich teurer angeboten wird.
Von meiner Taj Mahal-Lieblingsscheibe "An Evening With Acoustic Music", einem von Radio Bremen im Jahr 1993 aufgezeichneten Live-Konzert des Protagonisten allein mit dem Tuba-Spieler Howard Johnson, kann mich aber weder die vorliegend besprochene noch die andere Box abbringen.
Line-up:
CD1:
Taj Mahal (slide guitar, harp, vocals)
Jessie Edwin Davis (lead guitar, piano)
Ryland P. Cooder (rhythm guitar, mandolin)
Bill Boatman (rhythm guitar)
James Thomas (bass)
Gary Gilmore (bass)
Sanford Konikoff (drums)
Charles Blackwell (drums)

CD2:
Taj Mahal (slide guitar, steel guitar, harp, vocals)
Jessie Edwin Davis (lead guitar, piano)
Gary Gilmore (bass)
Chuck Blackwell (drums)
Al Kooper (piano)
Earl Palmer (drums)

Mittwoch, 28. August 2013

Bo Diddley

BO DIDDLEY


http://www.bodiddley.com/

 

I´m a man


Bo Diddley (* 30. Dezember 1928 in McComb, Mississippi; † 2. Juni 2008 in Archer, Florida) war ein US-amerikanischer Rock 'n' Roll- und Bluesmusiker. Diddley gilt als ein Pionier des Rock 'n' Roll.


Bo Diddley hat die Pop- und Rockmusik der letzten vier Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt. Dank seiner musikalischen Vorbilder Louis Jordan, John Lee Hooker und Muddy Waters konnte Diddley als einer der ersten einen authentischen E-Gitarrenstil mit Spezialeffekten wie Hall, Tremolo und Verzerrer entwickeln lange bevor Jimi Hendrix damit weltweit Furore machte.
Neben seiner Pionierarbeit als E-Gitarrist hat Bo Diddley auch maßgeblich zu der Verbindung afro-
karibischer Rhythmen mit westlicher Popmusik beigetragen. Als Folge davon entstanden Rock 'n` Roll Hits wie “Not Fade Away" von Buddy Holly (später auch als Rolling Stones-Titel erfolgreich), “Willie & the Hand Jive" von Johnnie Otis sowie Elvis Presleys 'His Latest Flame".
lm Laufe der 60er Jahre wirkte Diddley als Vorbild und musikalischer Ziehvater für die Rolling Stones und die Pretty Things (die sich sogar nach einem seiner Titel benannten), für amerikanische Soulkünstler, Psychedelic-Bands - etwa die Doors - sowie die gesamte Punk-Bewegung der 60er Jahre.
Auch aktuelle Titel wie “Faith`” von George Michael oder U2s “Desire`” machen deutlich, wie sehr der Diddley-Sound auch heute noch den Pop-Mainstream beeinflusst. Trotz alledem dürfte Bo Diddley wohl der am wenigsten gefeierte Komponist und Interpret unter allen großen Rock-musikern der ersten Stunde sein.
Bo Diddley wurde als Elias Bates am 30. Dezember 1928 auf einer Farm nahe der Kleinstadt McComb in Mississippi geboren. Seine Mutter war so arm, dass sie das Kind nicht aufziehen konnte und den 18 Monate alten Elias ihrer Cousine Gussie McDaniel zur Adoption gab. Nach dem Tod ihres Ehemanns Mitte der 30er Jahre zog Gussie mit ihrem Adoptivsohn nach Chicago.
Sie kamen in der South Side unter, jenem berüchtigten Ghetto, in dem der heranwachsende Elias die Kunst des Überlebens lernte. Aus dem kräftigen Jungen vom Lande wurde schnell ein guter Boxer und Läufer. Er verstand es aber stets, sich aus Schlägereien herauszuhalten - wohl nicht zuletzt wegen seiner religiösen, gottesfürchtigen Erziehung.

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Wie die Karriere vieler anderer schwarzer Musiker nahm auch Diddleys Laufbahn in einem Kirchenchor - in seinem Fall in dem der Ebenezer Baptist Church - ihren Anfang.
Außerdem wurde er ab dem siebten Lebensjahr vom Chorleiter Professor O.W. Frederick
im Geigenspiel unterrichtet. Auf die Gitarre stieß Diddley eher zufällig, als ihm seine Schwester Lucille zum 12. Geburtstag ein billiges Modell zum Üben schenkte. ' Zunächst wußte er nichts Rechtes damit anzufangen: Er stimmte sie wie seine Violine und lernte nach und nach einfache Melodien darauf. Bald wurde sein Spiel schneller – wie vordem auf dem Geigenbogen zupfte er nun
mit dem Plektrum doppelt so geschwind über die Saiten. Ohne es zu wissen, hatte er eine neue, bis heute einzigartige Spieltechnik auf der Gitarre erfunden.
Der junge Elias übte fortan unermüdlich weiter. Kurz vor Beendigung seiner Schulzeit gründete er mit zwei Freunden (Jody Williams, Gitarre; Roosevelt Jackson, Bass) eine eigene Band, “The Hipsters”. Schon bald spielten sie auf der Straße für die Passanten populäre schwarze Titel und ver-dienten das erste Geld damit. Kaum dem zarten Jugendalter entwachsen, wurde Elias, der keinen Beruf erlernt hatte, schnell mit den harten Realitäten des amerikanischen Alltags konfrontiert. Die einzigen Jobs, die man ihm anbot, waren so schlecht bezahlt, dass sie nicht einmal für das Aller-
nötigste reichten. Von kriminellen Aktivitäten einmal abgesehen, war Musik fast der einzige Weg, um an die lebenswichtigen Dollars zu kommen. So konnte man ihn fortan fast jeden Abend und jedes Wochenende musizierend auf den wenig einladenden Straßen der Chicagoer South Side antreffen. Zusammen mit den Hipsters machte er sich allmählich einen Namen. Mit ihnen spielte
Diddley häufig auf dem belebten Maxwell Street Market (zu jener Zeit Treffpunkt der Chicagoer Amateur-Bluesszene). Außerdem gewann die Band einen Talentwettbewerb nach dem anderen. Mit 19 wurde Diddley erstmals im 708 Club engagiert, in dem auch Künstler wie Memphis Minnie und Piano Red häufig gastierten. Obwohl weitere Engagements folgten, sollte es doch noch etliche Jahre dauern, ehe er der Straßenmusik für immer Lebewohl sagen konnte.
Inzwischen hatte er sich auch einen kleinen, aber leistungsstarken Verstärker zugelegt, mit dem er selbst in turbulentesten Kaschemmen durchdrang: Er kreierte einen sensationellen Rhythm-Leadgitarren-Stil mit Cross-Rhythmen, die klangen, als spielten gleich mehrere Gitarristen auf einmal. Zur zusätzlichen Erweiterung des Sound-Spektrums baute er sich ein Tremologerät -
möglicherweise das erste seiner Art überhaupt - aus einer alten Uhr und ein paar Autoteilen. Die ganze Apparatur wirkte zwar etwas vorsintflutlich, sorgte jedoch für beträchtliches Aufsehen. Und genau das wollte Bo Diddley ja erreichen!
Ein Tremolo (je nach Modell auch Vibrato genannt) ist eine mechanische Vorrichtung am Saitenhalter einer Gitarre, um mittels einer Hebelbewegung Tonhöhenveränderungen hervorzurufen. Wird der Hebel bewegt, ändert sich die Spannung der Saiten und damit gleichzeitig die Stimmung des Instruments. War das System ursprünglich für das Erzeugen von harmonisch oszillierenden Tonhöhenschwankungen im Sinne eines Vibratos gedacht, entwickelten Gitarristen mit der Zeit verschiedene Spieltechniken, um mit Hilfe des Tremolos gänzlich neue Klänge auf der Gitarre zu erzeugen. Obwohl die technisch korrekte Bezeichnung für das System aufgrund seiner Funktionsweise „Vibrato“ wäre, hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch der Begriff „Tremolo“ als Bezeichnung für das Gitarrenzubehör durchgesetzt. Weitere Bezeichnungen sind neben Vibrato auch Whammy Bar, umgangssprachlich Jammer-/Wimmerhaken oder Wibbel.

An die Stelle von Jackson und Williams, die die Band 1954 verließen, traten James Bradford am Bass sowie ein gewisser “Buttercup” an der Gitarre. Bereits 1950 waren der Mundharmonikaspieler Billy Boy Arnold und Jerome Green (Nlaracas) hinzugestoßen. Die Band benannte sich in “Langley Avenue Jive Cats” um (nach der Straße, in der Bo Diddley wohnte) und wurde prompt erfolgreich. Es folgten Auftrittsangebote in bekannten Clubs wie Castle Rock und Stardust Trail, und schließlich und endlich wurde die Band durch ihren ersten Drummer - Clifton James - bereichert und war damit komplett.


 I´m all right







DER DURCHBRUCH

Arnold ermutigte Bo Diddley, doch endgültig ins Profilager zu wechseln. Also nahm er ein Demo mit den zwei selbstverfaßten Songs “I´m A Man” und “Uncle John” auf und bot es mehreren Plattenfirmen in Chicago an, darunter auch United und Vee Jay. Schließlich zeigte sich Chess interessiert und griff zu.
Rein zufällig waren nämlich Leonard und Phil Chess auf der Suche nach neuen Talenten für den damals gerade aufblühenden jugendlichen Musikmarkt. Der junge Ellas mit seinem unverkennbaren Sound und seinen amüsanten Songs erschien den Gebrüdern Chess genau der richtige Mann zur richtigen Zeit. Schnell schloß man einen Plattenvertrag mit Chess' Tochtergesellschaft Checker und verpaßte Elias den Künstlernamen “Bo Diddley” (was soviel wie “schlimmer Bengel“ bedeutet).
Die erste Aufnahmesession fand am 2. März 1955 statt. Mit von der Partie waren Willie Dixon und Otis Spann am Klavier. Hier entstanden die A- und B-Seite der Single “Bo Diddley”/”I'm A Man”, die sogleich Platz 2 der Rhythm & Blues-Charts erklomm. Plötzlich war Bo Diddley jemand. Er nutzte seinen unerwarteten Erfolg für eine Reihe landesweiter Konzerte einschließlich einer ein-
wöchigen Gastspielverpflichtung im berühmten New Yorker Apollo Theater, wo er den bisher von Sammy Davis Junior gehaltenen Zuschauerrekord brach.
Ende der 50er Jahre tauchten Diddley-Titel immer wieder in den Charts auf, darunter 'Crackin` Up”, der verrückte “Road Runner” sowie sein größter Hit “Say Man", der Platz 3 in den Rhythm & Blues-Charts sowie Platz 20 in den Pop-Charts belegte. In nur fünf Jahren entwickelte Bo Diddley
sich vom urig-klassischen Bluesman zum vielseitigen Musiker, der über eine breite Palette
musikalischer Stilmittel verfügte.

LADY Bo

Mit einer der Gründe für diesen erstaunlichen Wandel war Diddleys künstlerische Zusammenarbeit rnit der jungen Gitarristin Peggy Jones. die bereits ab 1957 an seinen Aufnahmesessions teilnahm und von 1959 - 61 fest zu seiner Band gehörte. Die Absolventin der New York High School of Performing Arts (schon bald als "Lady Bo” ein fester Begriff) war eine erfahrene Komponistin und Arrangeurin und arbeitete mit Bo Diddley eng zusammen, um aus seinen Ideen neue Songs und Sounds zu formen. Daneben brachte sich Peggy den eigenwilligen Gitarrenstil ihres Kollegen bei, um unisono auf der Gitarre mit ihm spielen zu können - was eine erneute Bereicherung des dynamischen Diddley-Sounds ergab.
Diddley zog in die amerikanische Hauptstadt Washington um und richtete sich im Keller seines Hauses ein Aufnahmestudio ein. Hier begann er, ab 1960 eigenes Material zu produzieren. Damit dürfte er in jenen Tagen neben James Brown wohl der einzige schwarze Musiker gewesen sein, der sich ein solches Maß an künstlerischer Freiheit leisten konnte. Ergebnis dieser Phase ist das Bestseller-Album „Bo Diddley Is a Gunslinger“. Alle späteren Veröffentlichungen (insbesondere
die großartige LP Bo Diddley Is a Lover) litten allerdings unter dem kometenhaften Aufstieg des Twist.
lm Sommer 1962 schaffte Diddley mit dem eingängigen Willie Dixon-Titel “You Can't Judge a Book By the Cover” erneut den Sprung in die Charts. Es sollte für geraume Zeit sein letzter Hit werden; zudem wandte sich das amerikanische Publikum Anfang der 50iger Jahre mehr und mehr vom Rhythm & Blues ab. In Großbritannien hingegen begannen die Jugendlichen gerade erst, diese
Musik für sich zu entdecken. Daraufhin schloß Chess mit Pye Records einen Lizenzvertrag ab und erschloß so den britischen Plattenmarkt für sich. Resultat: Schon 1963 hatte Bo Diddley so viele Platten umgesetzt, daß man ihm eine fünfwöchige Tournee gemeinsam mit Little Richard, den Everly Brothers und einer damals noch unbekannten Band mit dem Namen “The Rolling Stones” anbot. Die Tour wurde ein Riesenerfolg. Allein zwischen Oktober 1963 und Februar 1964 kamen vier Diddley-Alben in die britischen Top 20. Die Single “Pretty Thing" erreichte immerhin noch Platz 34.

BLUES-Sessions

1967 stand im Zeichen des Acid Rock. Bo Diddley und seine Kollegen gerieten ein wenig ins ,Abseits. So verbrachte er die drei Jahre bis 1970 im - unfreiwilligen - Ruhestand. Wenn er jedoch Aufnahmesessions machte, dann mit Bluesgrößen wie Muddy Waters, Little Walter und Howlin` Wolf für sein Stammlabel Chess. Die spontan entstandenen Sessionalben Super Blues und The
Super Super Blues Band stammen aus dieser Zeit und haben auch heute nichts von ihrer
musikalischen Anziehungskraft verloren.
Das vom amerikanischen Promoter Richard Nader initiierte Rock “n” Roll Revival brachte
Bo Diddley 1969 erneut ins Rampenlicht. Diddley galt nun als “lebende Legende”. Schon bald war er auch wieder als Live-Musiker überaus gefragt. Überdies ist er in den Musikfilmen Sweet Toronto (1970) und Let The Good Times Roll (1973) zu sehen. Bo Diddley stieg 1974 bei Chess aus, jedoch entpuppte sich sein zwei Jahre darauf für RCA eingespieltes Album The 20th Anniversary of Rock 'n' Roll als künstlerischer Reinfall. Ein recht annehmbarer LiveTrack für die wenig bekannte Firma MFProductions kam dank mangelnder Werbung nicht aus den Startlöchern heraus. Enttäuscht beschloß Diddley, fortan keine Platten mehr aufzunehmen und sich statt dessen fast ausschließlich dem Live-Musizieren vor Publikum zu widmen. Es folgten hochkarätige Engagements wie etwa eine Amerika-Tournee mit der Punkband The Clash.



Road Runner


ZEITLOSES PUBLIKUM

Auch in den 70er Jahren war Bo Diddleys Einfluß auf das Musikgeschehen allenthalben
spürbar. So stand seine unverwechselbare Spieltechnik Pate bei der Geburt des Punk.
Diddleys eigenwillige Beats flossen in Disco-Hits wie “Shame, Shame, Shame” von Shirley
& Company, “New York Groove” von Hello sowie Hamilton Bohannons “Disco Stomp” ein. Eine Vielzahl von Punk- und New Wave-Künstlern suchte bei Diddley-Songs Inspiration, und auch im Jahrzehnt darauf waren seine kantigen, markanten Rhythmen in Form des aufkommenden Hip-Hop und Rap erneut überaus präsent.
Gleichzeitig reiste Diddley durch Europa, Nordamerika, Australien und Japan. 1987 fand er Aufnahme in die “Rock `n' Roll Hall of Fame". Und noch immer ist der Meister ständig auf Tournee, schreibt neue Songs und hat - wie 1989 sein Comeback-Album Living Legend erneut belegte - auch heute noch der jungen Generation etwas zu sagen.

DER ERSTE GUITARRERO?

Angesichts seines unschätzbaren musikalischen Beitrags für den Rock' & Roll wird eines oft übersehen:
Noch vor seinen ersten Plattenaufnahmen hatte Diddley erkannt, daß er sich von der Masse der Konkurrenten unterscheiden mußte, wenn er im hochgradig wettbewerbsorientierten Musikgeschäft überleben wollte. Also kreierte er ein Image, das in auf Anhieb unverwechselbar machte.
Von dem Augenblick an, an dem er die Bühne betritt, lässt er keinen Zweifel daran, das er euch in Wirklichkeit so ist, wie er sich in seinen Songs “l'm A Man", “I´m Bad” und “Who Do You Love" präsentiert. Dabei steckt trotz all seines Macho-Gehabes und seiner Coolheit auch eine gehörige Portion Humor in seinen Songs - insbesondere in vielen autobiographischen Titeln wie “Story of Bo
Diddley”', “Hey Bo Diddley”, “Run Diddley Daddy", “Bo´s a Lumberjack, “Bo's Vacation", “Cookie-Headed Diddley”, "You, Bo Diddley” und vielen anderen. Eine Rechnung geht stets auf:
Alle Welt - ob jung ob alt, ob Männlein oder Weiblein - liebt Big Bad Bo.
Abgesehen von Chuck Berry war Bo Diddley der wahrscheinlich erste Guitarrero in der Weit des Rock, dessen über die Jahre zusammengetragene stattliche Sammlung ungewöhnlicher Gitarren ebenfalls Legende ist: Da gibt es pfeilförmige, dreieckige, pelzbezogene, raketenförmige und
natürlich - rechteckige Modelle …...
Diddleys aufregende Musik inspirierte Elvis Presley (der ihm das Hüftwackeln abguckte und damit sofort Aumerksamkeit erregte), die Rolling Stones (Mick Jaggers Maracas) sowie die heutigen Heavy Metal-Gitarristen mit ihrem auf Eindruck ziehlenden Starposen und ihrem übertriebenen
Bühnengehabe.
ln der Diddley-Band spielte – zum erstenmal überhaupt in einer Rockband - eine Frau mit: Peggy Jones. Damit war der Weg frei für Mädchenbands wie Goldie & The Gingerbreads, die Belle Stars und die Bangles. Alks Ende der 60er Jahre Anzug und Fliege für Musiker ein für allemal aus der Mode kamen, reagierte Bo Diddley entsprechend und legte sich ein lässigeres Outfit zu - gekrönt
durch seinen nicht zu übersehenden Stetson. Und auch in den 90er Jahren ist Bo nicht nur überaus kreativ, sondern bleibt einer der führenden Trendsetter der Musikszene.

 Bring it to Jerome

Bo Diddley. Der Name dürfte jedem Rock'n'Roll- oder Blues-Freund etwas sagen. Zu Lebzeiten war er nie die ganz große, kommerziell erfolgreiche Nummer.  
Bo Diddley kann man mit Fug und Recht als Innovator bezeichnen, bescherte er doch dem Rock'n'Roll in seinen Anfangsjahren den nötigen Tritt in den Hintern. Mit seinem charakteristischen Gitarrespiel, seiner technischen Experimentierfreude und einer gehörigen Portion Humor war er seit den 50er Jahren eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Musikzirkus.
Seinen Anfang nimmt alles im beschaulichen McComb im Staate Mississippi, wo Bo unter dem Namen Ellas Otha Bates am 30. Dezember 1928 zur Welt kommt. Seine Tante Gussie McDaniel zieht den Kleinen groß, woraufhin er auch deren Nachnamen verpasst bekommt. Als Ellas sieben ist, zieht die Familie nach Chicago, wo er unter der Leitung des Kirchenmusikers O.W. Frederick Violinenunterricht erhält. Der Heranwachsende fiedelt munter vor sich hin und spielt hin und wieder auch in der Band der Highschool.

http://www.roxikon.de/blues/blues-persons/bo-diddley/


http://www.zeit.de/online/2008/23/bo-diddley-meldung

Bo Diddleys auffallendstes Markenzeichen ist wohl seine rechteckige Gitarre.
Die gibt es in unterschiedlichen Farben und genau so ist es auch mit seinem Rock'n'Roll, der stets von einem gehörigen Spaß-Faktor geprägt war. Prägnant, wiedererkennbar und für viele andere Künstler Anreiz, seine Songs für sich zu interpretieren.
"Who Do You Love?", "You Can't Jugde A Book By It's Cover", "You Don't Love Me", "Diddley Daddy", "Diddy Wah Diddy" oder "Mona" waren Hits für den in McComb, Mississippi geborenen Gitarristen und Sänger. Die Rolling Stones benannten sich nach einem Muddy Waters-Song,
The Pretty Things nach Diddleys "Pretty Thing". 

weiterlesen: http://www.rocktimes.de/gesamt/d/bo_diddley/a_man_amongst_men.html 

 

http://www.spiegel.de/fotostrecke/bo-diddley-ein-beat-ein-hut-eine-eckige-gitarre-fotostrecke-32106-2.html 

 

http://www.rockzirkus.de/lexikon/bilder/b/burdon/bo_diddley.htm 

 

http://www.sueddeutsche.de/kultur/bo-diddley-verstorben-das-einsaitige-genie-1.179942 

 

http://www.arte.tv/de/dream-bo-diddley/2664190,CmC=2663070.html 

 

http://www.fr-online.de/musik/zum-tod-von-bo-diddley-der-elektrisierte-blues,1473348,2916544.html